4. Freitag der 13te …

Bild links: Katja und Ingo auf der Suche
Bild rechts: Unsere zurückgelegte Strecke auf dem Kartenplotter

Ein Bericht geschrieben von Jan:

Freitag, der 13.10.2023. Katja und ich sind zu zweit an Bord.

Es ist morgens und wir liegen noch in unseren Betten. Die Nacht war unruhig und laut. Es war deutlich windiger als gedacht. Das Boot ruckt immer wieder in den Anker. Der Regen prasselt ununterbrochen aufs Deck und der Wind heult im Mast. Auf den Handys haben wir eine Ankeralarm-App, die uns alarmiert, sobald wir einen eingestellten Radius um unseren Anker verlassen. Das gibt uns etwas Sicherheit, aber gut schlafen können wir bei solchen Bedingungen nicht.

Um 08:10 Uhr ist es soweit. Die Handys geben Alarm. Laut App treiben wir ab. Der eingestellte Radius liegt bei 30m. Inzwischen sind wir bei 35m. Dann 37m und 40m…

Also schnell raus aus dem Bett und gucken. Shit, wir treiben wirklich ab! Der Wind hat den Anker ausgerissen und wir treiben langsam aber sicher Richtung Felsküste. Es ist dunkel und der Regen peitscht uns ins Gesicht. Katja schmeißt den Motor an und versucht das Boot weg von den Felsen in den Wind zu fahren. Ich hole in der Zeit den Anker hoch.

Katja versucht bei 40 Knoten Wind das Boot unter Kontrolle und mehr Abstand zum Land und den Felsen zu bekommen. Der Wind drückt den Bug immer wieder zur Seite. Wir schieben unter Top und Takel ca. 30° Schräglage (Top und Takel = Formulierung für alles, was fest an Deck steht ohne das Segel draußen sind). Wir starten einen Versuch neu zu Ankern. Katja steuert und ich schmeiße den Hauptanker und zusätzlich den Ersatzanker – ohne Erfolg. Beide halten nicht und werden immer wieder aus dem Sand gezogen. Beim Hochholen beider Anker verdreht sich die Kette in der Winsch und ich kriege von Hand keinen der beiden Anker wieder hoch. Nach 5min Ziehen und Zerren gelingt es mir alles zu enttüddeln und beide Anker wieder an Deck zu holen.

Wir entscheiden uns den Starkwind abzuwettern, indem wir (wie auch ein anderer Segler) unter Motor in der Bucht auf und ab zu fahren. Zum Glück wird es gleich gegen 09:00 Uhr hell. Nacheinander ziehen wir uns trockene Kleidung und Ölzeug an. Bisher waren wir sportlich in Schlafsachen unterwegs.
(Im Titelbild rechts ist die zurückgelegte Strecke in lila zu sehen)

Es wird langsam hell. Wir fahren bei schlechter Sicht, dank waagerechtem Regen, zwischen den Muschelbänken durch und warten so, dass es ruhiger wird.
Unser Dingi, dass wir hinter uns herziehen, kentert mehrmals durch. Dabei verlieren wir die Paddel und die Luftpumpe, die noch im Dingi lagen. Kurzzeitig drückt der Wind das Dingi hinten auf unsere Badeplattform und reißt dabei unsere Flagge inkl. Flaggenstock ab.

Gegen 09:10 Uhr lässt der Wind ein wenig nach und bläst nur noch mit ca. 30 Knoten. Wir starten einen neuen Versuch zu Ankern und fahren wieder Richtung Strand. Der Anker hält dieses mal gut. Wir sammeln uns und gönnen uns erstmal einen Kaffee und eine Wärmflasche.

Wir verbringen den Vormittag im Cockpit unter der Sprayhood einigermaßen geschützt vor dem Regen und beobachten immer wieder, ob der Anker hält. Gegen 12:00 Uhr stellen wir fest, dass wir auch unseren Ankerball verloren haben (ein runder Ball, der anzeigt, dass wir vor Anker liegen). 

Gegen 14:00 Uhr flaut der Wind endlich ab und auch der Regen lässt nach. Nach einem kurzen Funkwechsel kommt unser Ankernachbar Ingo (auch Deutscher 😉 ) mit seinem Dingi vorbei um uns beim Suchen der verlorenen Sachen zu helfen (im Titelbild links). Unser Dingi ist nicht mehr das Beste und verliert Luft. Mit ein wenig Glück finden wir die Luftpumpe zwischen zwei Felsen wieder. Immerhin können wir unser Dingi jetzt wieder nutzen 😉

Resümee: Dingi Platt, demolierte aber noch funktionsfähige Pumpe, keine Paddel, keinen Ankerball und keine Flagge mehr.

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