1. Tag der Reise! Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt…

Ein Beitrag geschrieben von Jan:

Stade-Glückstadt

Windvorhersage 12-20kn Wind aus West/Westsüdwest
Besegelung: Genua
Dauer: 1,5-2 Std

Um 10:40 schmeißen wir die Leinen in unserem Heimathafen los. Anschließend winken wir in Stadersand noch Freunden und Familie und dann rauf auf die Elbe.
Der Wind weht moderat mit 12-15kn aus West.
Wegen eines Tankers wechseln wir auf die rote Seite und wollen dann mit 3-4 Schlägen aufkreuzen, rum um die Insel (Rhinplate) und dann rein nach Glückstadt. So ist zumindest der Plan.
Es ist sonnig und die Stimmung ist gut.
Höhe Pagensand-Nord frischt der Wind auf. Die Wellen sind inzwischen ca. 0,5-1m hoch, da Wind gegen Wasser steht.
Ab dann wird es stetig schlechter. Der Wind bläst in der Spitze mit 32kn und wir kämpfen uns gegen die Wellen und gegen den Wind vor. Die Stimmung ist gut – endlich ist was los!
Aufgrund einiger aufkommenden Frachtschiffen müssen wir kurze Schläge außerhalb des Fahrwasser setzen.
Kurz vor der Rhinplate frischt der Wind noch weiter auf. In den Spritzen lesen wir 37kn Wind auf der Windanzeige und schätzen die Wellenhöhe auf 1,5-2m. Regen und immer wieder überkommende Gischt erschweren das Ganze. Wir bergen das Segel und schalten den Motor an.
Beim Segelbergen bildet sich ein „Luftsack“ im Vorsegel, sodass das Achterliek im Wind flattert. Natürlich kommt es dann wie es kommen muss – die Genua reisst etwa 1,3 m am Achterliek ein und die Rollanlage verhakt sich. Ich krabble aufs Vorschiff um die Rollanlage per Hand zu bedienen damit das Segel nicht noch mehr kaputt geht.

Man könnte meinen das reicht erstmal für den ersten Tag… Auf Höhe der Nordspitze der Rhinplate sind wir langsam in Landabdeckung und freuen uns über die immer kleiner werdenden Wellen. Mit der langsam eintretenden Ruhe hören wir ein komisches Geräusch vom Motor. Katja geht unter Deck um die Motortemperatur zu prüfen – 120° und mehr. Das ist gar nicht gut!
Katja und Amelie bauen schnell die Motorabdeckung ab und stehen innerhalb weniger Sekunden in dichtem weißen Rauch. Wir reißen die Fenster auf um uns einen Überblick zu verschaffen. Da geht der Motor auch schon aus… Die Bilge ist voll mit Kühlmittel. Die Wasserpumpe scheint zu lecken.
Trotz ablaufendem Wasser treibt uns der Wind gegen den Strom weiter Richtung Hafen. Allerdings kommt nicht nur der Hafen näher sondern auch eine Sandbank an Backbord. Im Effekt werfen wir den Anker um uns erstmal einen Überblick zu verschaffen und Walda vorm Auflaufen auf die Sandbank zu schützen. Kaum ist der Anker unten, kommt auch schon die Idee auf den Außenborder, der eigentlich für das Beiboot ist, an das Heck zu klemmen und als Notmotor zu nutzen. Für genau diesen Fall haben wir schließlich einen Langschaftaußenborder. Gesagt getan. Ich stehe hinten am Heck und bedient den Außenborder. Katja steht am Steuer und Amelie bereitet das Notanlegemanöver mit Leinen und Fendern vor. Der Außenborder schafft es, dass wir gegen den Strom noch 2 kn Fahrt über Grund machen. Da kann man nicht meckern. Mit dem immer noch starken Wind aus West und nur mit Außenborder legen wir ein heikles, knappes aber gutes Anlegemanöver hin. Ganz im Sinne von Guido Dwersteg „Man kann sich auch mal beim Nachbarn anlehnen“. Nur, dass der Nachbar ein 80cm Stahldalben war.

Resümee:
Genua kaputt
Motor Totalschaden
Mein Bett ist nass, weil ich Dödel meine Luke nicht zu gemacht habe.

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